25 Jahre Die Mumie

Auf Heise Online erschien heute der Artikel Der unsterbliche Mythos: 25 Jahre „Die Mumie“. Zugegebenermaßen war ich nie ein Fan des Films. Ich habe ihn seinerzeit zwar gesehen, aber erst auf DVD. Ein guter Freund liebt den Film hingegen innig — was mir „Indiana Jones 3“ ist, ist ihm „Die Mumie“: der perfekte Film zum Hirn abschalten und Spaß haben.

So kam es, dass wir erst vor kurzem gemeinsam die Blu-ray angesehen haben. Und schau her: Mit 25 Jahren Abstand wirkt das Remake des Boris-Karloff-Klassikers von 1932 gar nicht mehr als übersteuertes Sakrileg. Was ich als wirre Mischung aus Geister- und Achterbahn in Erinnerung hatte, kommt 22 Jahre n. B. (nach Bourne) fast schon gesetzt daher.

Fotorealismus? Mit dieser Mumie nicht.

Die Supermumie: Arnold Vosloo

Auch wenn die meisten Mumien-Fans vor allem vom Geknister zwischen Brendan Fraser und Rachel Weisz schwärmen, ist für mich Arnold Vosloo der Anker, der den Film davon abhält, vollends in Richtung Blödsinn abzudriften.

Selbst wenn überzogene Special Effects sein Gesicht wie Knetgummi verziehen, behält der Schauspieler eine finstere Intensität, die seinem Imhotep die nötige Schwere gibt — und sogar eine gewisse Tragik.

Keiner reißt reißt sein Maul so weit auf wie Imhotep.

Nur eins habe ich Imhotep nicht abgenommen: dass sich die ansonsten übermächtige Mumie ausgerechnet von einer fauchenden Hauskatze in die Flucht treiben lässt. Wären die Helden nicht so hirntot, hätten sie die Mumie frühzeitig mit einer Katzenarmee zur Strecke bringen können.

Beni, der wahre Schurke

Eigentlicher Bösewicht bleibt für mich der schmierige Beni, wunderbar widerlich gespielt von Kevin J. O’Connor. Die Mumie selbst hat ja eigentlich keine andere Wahl, als als ihrem Fluch zu gehorchen. Beni hingegen entscheidet sich hingegen immer, auch ohne Zwang, für kurzsichtigen Egoismus. Dieser Opportunismus lässt sich nur in Grenzen mit Selbsterhaltungstrieb rechtfertigen. Sein Ende war für mich befriedigender als die unweigerliche Niederlage der Mumie.

Seinerseits ebenfalls genervt hat mich die geballte Inkompetenz von Jonathan Carnahan, gespielt von John Hannah. Zu schätzen lernte ich den Schauspieler erst deutlich später in der britischen Krimi-Parodie „A Touch of Cloth“, in der er einen knochentrockenen Police Detective spielt.

Kevin J. O’Connor als Beni Gabor, der eigentliche Bösewicht des Films

Zu viel und doch zu wenig

Letztlich fehlt mir an „Die Mumie“ immer noch etwas, um den Film als legitimen Klassiker betrachten zu können. Über einen Mangel an spektakulären Szenen kann niemand klagen, aber vielleicht liegt das Problem genau da: Es ist des Guten immer etwas zu viel.

An den Indiana-Jones-Filmen liebe ich das Gefühl, „mitreisen“ zu dürfen. In „Die Mumie“ sind die Figuren erst ein einem Ort, dann hunderte Kilometer entfernt, und einen Schnitt später wieder am ersten Ort. Weil die Handlung halt ohne Pausen durchgeprügelt werden muss.

Es gibt allerdings eine Reise-Szene mit panoramischen Bildern von Kamelen in der Wüste, zweifellos von „Lawrence von Arabien“ inspiriert. Davon hätten es mehr sein können.

Lawrence von Arabien lässt grüßen …

Gerald rät

  • Wer Polizei-Komödien wie „Sledge Hammer“ und „Police Squad“ mag, sollte sich „A Touch of Cloth“ nicht entgehen lassen. Gute Englischkenntnisse sind allerdings Pflicht; allein der Serientitel ist ein doppeltes Wortspiel.
  • Wer den atemlosen Stil von Stephen Sommers mag, sollte einen Blick auf „Van Helsing“ (2004) werfen. Der Film lockt mit tollen Bildern, Hugh Jackman und Kate Beckinsdale als Vampirjäger, sowie einem Steampunk-Remix von Frankensteins Monster. Zum Verhängnis wird dem Film die Besetzung von Graf Dracula: Richard Roxburgh mangelt es an bedrohlicher Präsenz, er ist zu viel Emo und zu wenig Aggro.
  • Eher abraten würde ich von der Spielzeugverfilmung „G.I. Joe — Geheimauftrag Cobra“ (2009). Hier können weder das wunderschöne Production Design noch die hochkarätige Cast die schlappe Handlung ausbügeln. Zu spät wird klar, wie verhunzt das Drehbuch ist. Irgendwann saß ich mit verschränkten Armen vor der Leinwand und sehnte nur noch ein baldiges Ende des Klischeehagels herbei. „G.I. Joe“ ist sechs Minuten kürzer als „Die Mumie“, fühlt sich aber eine Stunde länger an.